Porträts von Nutztieren
Der unglückselige Begriff Nutztier
Allein in Deutschland leben derzeit fast 800 Millionen sogenannte Nutztiere, davon rund 27 Millionen Schweine und ca. 12 Millionen Rinder. Die meisten Menschen erleben diese Tiere direkt nur im verarbeiteten Nutzprodukt an der Fleisch- oder Wursttheke. Natürlich auch manchmal als Tierart im Vorbeifahren an einer Weidefläche. Aber wer nimmt das Nutztier als individuelles Wesen wahr? Mit individuellen Eigenschaften, Charakter, Ausdruck und Aussehen?
Dass uns tierische Persönlichkeiten eigentlich nicht fremd sind, erleben wir schon in früher Kindheit, stellt doch die Spielwaren und Unterhaltungsindustrie ein riesiges Angebot an personifizierten Tieren bereit: Kuschel- und Stofftiere ebenso wie literarische und filmische Tierhelden. Natürlich wird schnell unterschieden in Streichel-, Wild- und Haustiere. Bei den klassischen Nutztieren (Kühe, Schweine, Schafe, Ziegen, Geflügel) fällt die Auswahl in der Unterhaltungsbranche schon etwas kleiner aus, trotzdem übertragen Kinder ihre Beziehungsvorstellungen und Vorlieben gerne auch auf diese tierischen Begleiter. Weiterhin tauchen Nutztiere in funktioneller (Glücks- und Sparschweine), ritualisiert-religiöser (Osterlamm, Krippentiere) und werblicher (Milkakuh) Form immer wieder auf. Und natürlich „dekorieren” sie uns die touristische Erlebniswelt. Doch wenn es um die Nutztiere als Lieferant für unsere Ernährung, Kleidung und den weiten Einsatz in der Forschung und Industrie geht, werden Bewusstsein und Beziehung zu den Nutzwesen schlagartig über Bord geworfen.
Die grausame und würdelose (gilt für Tier und Mensch) Nutztierverarbeitung industrieller Fleischproduktion ist die Konsequenz aus unserem gleichgültigen und vor allem beziehungslosen Umgang mit Nutztieren. Wüssten wir von jedem Stück Fleisch oder Wurst den Namen des geschlachteten Tieres oder würde uns immer dessen konkretes „Passfoto” mitgeliefert, würden wir höchstwahrscheinlich nicht so unempfindlich und passiv über den Produktionsprozess (=Leidensweg) hinweggehen.
Persönliche Porträts
Der direkte Blickkontakt zwischen zwei Lebewesen stellt automatisch eine Verbindung her. Ob positiv oder negativ. Gerade die Augen unserer lieb gewonnen Haustiere sprechen Bände in der Kommunikation mit „Herrchen/Frauchen”. Und der damit verbundene Gesichtsausdruck interpretiert Charakter, Gefühle und Bedürfnisse. Würden Haustiere auf unserem Speiseangebot stehen, wären wir alle ganz schnell Vegetarier.
Leid oder Mitleid
Heute liefern die modernen Möglichkeiten medialer Darstellung und deren Verbreitung aus jedem und in jeden Flecken der Erde Grausamkeiten in hochauflösender Grafik auf sämtlichen Kanälen – die Bilder von Krieg, Katastrophen, Hunger, Elend gehören zu unseren Sehgewohnheiten. Auch die Reportagen über Misshandlung von Nutztieren tauchen immer wieder auf. Die Ursachen der dokumentierten Gräueltaten abzustellen, schienen bisher wirtschaftlichen Interessen entgegenzustehen, beharrt der Konsument in Menge und Preis angeblich doch weiterhin auf seine billig zu befriedigende Fleischeslust. Doch es bewegt sich was. Die Zahl der Verbraucher und Landwirte, die das nicht mehr akzeptieren wollen, steigt. Klimawandel und gesunde Ernährung treten immer weiter in den Vordergrund medialer Aufmerksamkeit. Auch die Wirtschaft befriedigt immer mehr die Kundenwünsche nach „Bio” und Nachhaltigkeit.
In der Auseinandersetzung, stellt sich mir zunächst die Frage, wie kann ich den Betrachter erreichen? Wie bewege ich ihn, anzuhalten, hinzuschauen, wahrzunehmen? Und zu begreifen? Den medialen Bildern der grausamen und schmerzvollen Realität mit den formalen (ästhetischen?) Mitteln künstlerischer Darstellung noch eins drauf zu setzen, scheint mir zynisch. Also genau das Gegenteil, indem meine Werke zum Anschauen einladen und eine positive Botschaft wirksam und nachhaltig begreifbar machen. Außerdem reizt mich die Herausforderung, eine Herangehensweise mit den Möglichkeiten des Porträts zu finden. Somit habe ich mich für den integrativen Ansatz entschieden, bei dem das dargestellte Tier seinen ganz individuellen und beeindruckenden Auftritt bekommt. Farbig, prächtig, ungewöhnlich. Keine idyllische „Kuh auf Weide” oder süßes „Schwein im Stall”. Die Nummer in der Ohrmarke ersetze ich durch einen Namen, den ich relativ spontan nach meinem Eindruck wähle. Am Ende schaut eine Persönlichkeit aus dem Bild – herausfordernd und fragend, direkt und offen, mächtig und selbstbewußt. Ein Geschöpf, mit dem man eine Verbindung eingehen möchte und eine Beziehung herstellen kann.
Der künstlerische Prozess
Wie schon erwähnt, beruhen meine Arbeiten auf eigenen Fotos, um mit der Kamera einen momentanen Ausdruck, eine Position oder Bewegung festzuhalten. Die persönliche Begegnung und der direkte Kontakt mit den Tieren ist mir sehr wichtig, um die Modelle zu studieren und eine Verbindung mit ihnen einzugehen. Die Annäherung, die Neugier und die Gelassenheit vor allem bei Kühen beeindrucken mich immer wieder.
Nachdem ich unter den vielen Fotos ein Motiv ausgewählt habe, nutze ich meine langjährige Erfahrung der Bildbearbeitung mittels Photoshop, um Ausdruck und Farbigkeit in digitalen Vorlagen auszuprobieren und festzulegen. Die Umsetzung erfolgt dann auf klassischem Weg mit Pinsel, Spachtel, Leinwand oder Papier, Öl- oder Aquarellfarbe
Wenn auch nicht immer, so liegt mir gerade bei den Tierporträts besonders das quadratische Format. Und auch wenn mein realistischer und detaillierte Malstil recht aufwendig ist, kann ich im Gegensatz zu den persönlichen Porträts von Menschen bei meinen Nutztieren nicht nur das Original, sondern auch Kunstdrucke verkaufen. Hierzu biete ich sowohl signierte, unlimitierte und bereits gerahmte Drucke auf Leinwand an, sowie begrenzte hochwertige Fine Art Prints im Pigmentdruck auf archivfestem Hahnemühle-Papier (Grammatur: 310 g/m²) die auf 25 Exemplare begrenzt sind und natürlich mit einem Echtheitszertifikat und Hologrammsiegel geliefert werden.